Donnerstag, 18. Dezember 2014

Mein erstes Imkerjahr

Vor über einem Jahr hatte ich einen kurzen Post geschrieben, weil ich Mitglied im Imkerverein geworden war und wollte künftig häufiger über Bienen schreiben.


Blick in die 2.Etage

Daraus ist bisher nichts geworden. Ich hatte dann nämlich beschlossen, das erste Jahr in aller Ruhe auf mich zukommen zu lassen, zu lernen, Erfahrungen zu sammeln und einfach zu genießen.


Fleissiges Gewusel

Es war aber auch wirklich ein schönes Frühjahr und Sommer!
Ich hatte echt einen tollen Start, es lief eigentlich fast zu gut. Bisher...
Ich frag mich als, ob das nicht mal kippen müsste. Ich hoffe nicht!


Etwa in der Mitte: Eine Biene mit knallrotem Pollen der Rosskastanie

All zu sehr im Detail möchte ich nicht berichten, denn viele würde das sicherlich langweilen, bzw. würden ganz bestimmt viel zu viele "Fachbegriffe" vorkommen, die mir selbst vor einem Jahr noch nicht viel gesagt haben.


Die Völker meines Paten: In Reih und Glied. Mein Zeil, maximal 2er-Gruppen!

Starten durfte ich Ende Februar mit einem Kurs an der Badischen Imkerschule, zusammen mit ein paar Neuimkern aus unserem Verein.
Etwa einen Monat später bekam ich drei Völker. Sehr fleissige Völker. Im Nu hatten sie die Waben in der 2.Etage ausgebaut und ich konnte die 3.Etage (=Honigraum) aufsetzten.
Kurz danach begann der begleitende Imker-Grundkurs im Nachbar-Imkerverein. Eine tolle Sache, die ich jedem Einsteiger empfehlen kann. Alle 2-3 Wochen ist Kurs, der mit einem praktischen Teil startet und dann in einen theoretischen Teil übergeht. Hier hab ich wirklich viel gelernt und einige sehr nette Menschen kennen gelernt.


Das schlechstgelaunteste Volk meines Paten! Ein mal pro Woche Schwarmkontolle und das Volk hing draußen vor dem Flugloch.

Meine drei Völker hatte ich diesen Sommer nicht bei mir stehen. Vom Verein hab ich einen "Paten" zur Seite gestellt bekommen, was übrigens auch eine ganz tolle Sache ist. Er selbst hat einige Völker 2 Orte weiter und da standen meine mit dabei. So haben wir während der Schwarmzeit (bis Sommersonnenwende) wöchentlich alle Völker durch geschaut. Anfangs gemeinsam, sehr bald dann aber jeder für sich. Man kommt da echt schnell rein. 


Einer der Ableger, die im Sommer Waben ausbauen sollten. Unten kann man sehen, wie die Waben schon auf dem Wachs vorgegeben sind. Die Bienen ziehen diese dann in Länge und erweitern durch selbst produziertes Wachs, was man in den oberen 2/3 sehen kann. Ganz oben ist sogar schon Honig eingelagert.

Für viele Imker war das Jahr sehr schwarmreich. In unserer Hauswand zog dieses Jahr ein Schwarm ein. Woher der kam, konnte ich nie heraus finden. 
Meine Völker dagegen kamen gar nicht wirklich in Schwarmstimmung. Sie bauten immer wieder mal sogenannte "Spielnäpfe", das war aber auch schon alles. Bei meinem Paten waren diese Näpfe gelegentlich immerhin bestiftet (das bedeutet, dass darin ein Ei zu finden war, aus dem eine Königin werden sollte), aber auch bei ihm wurde nie wirklich eine Königin gezogen.


Zur Abwechslung eine Hummel, mit leuchtend orangenen Pollen der Königskerze, auch Wollblume genannt. Den Rüssel hat die Hummel auch noch ausgefahren.

Wir bildeten zwei Ableger. Das bedeutet, dass wir den starken Völkern zwei Waben entnommen haben, um neue Völker zu bilden. Eine Wabe mit ganz frischer Brut. Diese zwei Waben kamen mitsamt der aufsitzenden Bienen in eine neue Beute (=Kasten) und zogen sich aus der ganz frischen Brut eine eigene Königin. Bei einem Ableger funktionierte es perfekt, beim anderen kam die Königin abhanden. Königinnen gehen mehrmals auf Hochzeitsflug. Diese hatte schon begonnen zu stiften (=Eier legen) und kam wahrscheinlich von einem weiteren Hochzeitsflug nicht zurück. Da nun aber wieder frische Stifte (=Eier) da waren, zogen sich die Bienen noch mal eine Königin. Das klappte dann.


Mein Pate wandert mit seinen Völkern. Diesen beiden Völkern scheint das nicht so sehr zu gefallen.

Im Sommer nahm ich dann an einem Honigkurs teil. Durch den Kurs dürfte ich nun in den offiziellen DIB-Gläsern verkaufen, was ich aber nicht will. Mir ging es um den richtigen Umgang mit Honig. Das Lagern, das Abfüllen, schleudern, sieben, abschäumen, ...


Zur Abwechslung, leider mehr schlecht als recht, eine schwarze oder blaue Holzbiene, die diesen Sommer häufiger unseren Garten besucht hat.

Apropo Honig! Durch den verregneten Sommer gab es nicht all zu viel Honig. Wir sind hier in einem Gebiet mit Waldhonig. Der Regen wusch aber fast alles von den Bäumen. 
Meine Bienen waren aber während der Blüte sehr, sehr fleissig! Zum Beispiel war mein aller erster Honig ein Löwenzahnhonig! Hab ich zuvor in meinem Leben noch nie probiert! Riecht merkwürdig, schmeckt aber mega lecker! Meine Bienen hatten, als sie bei meinem Paten standen, ein mindestens 1km langes und recht breites Feld direkt vor der Nase, auf dem fast nur Löwenzahn blühte.

In den Waben: Pollen in allen Farben.

Das Wetter war perfekt als die Linden blühten, von denen es hier wirklich viele gibt. Es gab soviel Lindennektar dass die Bienen fast ein wenig überfordet waren. Als ich zu der Zeit die Völker durch schaute, waren die Honigwaben eine Woche zuvor gerade geschleudert worden. Die Waben waren noch immer leer. Als ich aber die Brutwaben anschaute, stellte ich etwas verdutzt fest, dass in allen Waben, wo gerade Bienen geschlüpft waren, Honig drin war. Und nicht gerade wenig. Die Linden haben so gut gehonigt, dass die Bienen gar nicht nach kamen, den Nektar zu holen. So haben sie einfach den kürzesten Weg genutzt und den Nektar in die nächste Wabe getan. Als die Linde rum war, haben die Bienen den Honig dann von ganz unten aus den Brutwaben raus geholt und nach oben in den Honigraum getragen, eingelagert, getrocknet und gedeckelt (= auf den reifen Honig kommt ein Wachsdeckel).
Ich konnte unglaubliche 30kg Lindenhonig schleudern! Auch sehr, sehr lecker übrigens! =)

Sehr ihr das "Loch" in der Mitte? Das ist eine "Nachschaffungszelle". Dieses Volk hat sich spät im Jahr noch eine neue Königin gezogen. Hier war sie recht frisch geschlüpft und die Bienen schon dabei die Zelle abzutragen. Ein paar Waben weiter entdeckte ich dann die "alte" Königin. Zwei Königinnen in einem Volk. Ich hab es dann erst 2 Wochen später geschafft eine der Beiden zu entfernen. 

Auf Grund des frühen und schönen Frühlings war die Varroalast (=diese böse Milbe von der man immer wieder hört) sehr hoch und wir haben früh begonnen gegen die Milben zu behandeln. Zu dem Zeitpunkt hatte ich schon alle Völker in meinem Garten. Die Behandlung machen fast alle mit organischen Säuren. Im August und im September führt man je eine Behandlung mit Ameisensäure durch, die über mehrere Tage verdunstet wird, wozu es eine gewisse Temperatur braucht. Das war dann die Zeit in der es geregnet hat, was das Zeug hält und ständig zu kalt war. Dementsprchend schlugen die Behandlungen nur mäßig an und ich behandelte Anfang Oktober noch einmal. Da hat das Wetter dann gepasst und bis auf ein Volk waren kaum noch Milben vorhanden. Dann folgt im Dezember, wenn die Völker nicht mehr brüten, die Winterbehandlung mit Oxalsläure (kommt z.B. vor in Rhabarber, Sauerampfer, Spinat, Mangold,...), die zwischen die Waben geträufelt wird. Die Bienen verteilen sie dann gegenseitig.
Diese Behandlung haben wir gerade vor einer Woche gemacht und ich hoffe sehr, dass die Varroabelastung aller Völker dann in Ordnung ist! =)

Eine Biene mit Pollen der Rosskastanie.

Nun kann ich nur noch hoffen, dass sie alle über den Winter kommen und ich beim Auswintern alle Königinnen vorfinde. =)

Nach diesem ersten Jahr kann ich als Fazit nur sagen, dass es mega viel Spaß macht und total spannend ist.
Ich hab sehr viel gelernt und beobachte nun, wann Bäume und Pflanzen blühen, auch wenn sie nicht in meinem Garten stehen. Ich fange an mich zu informieren, ob Pflanzen nützlich sind für Bienen, ob sie nur Nektar bieten oder Pollen oder vielleicht sogar beides. Ich beobachte die Fluglöcher und achte auf die Farben der Pollen, die die Bienen mitbringen um auf die besuchte Pflanze zu schließen.
Egal wo ich unterwegs bin entdecke ich Bienenhäuser oder Bienenkästen.
Meinen eh schon recht vielseitig blühenden Garten hab ich um einige zusätzliche Pflanzen erweitert.

Alles in allem: Ich würd sie nicht mehr hergeben wollen. =)


Im Uhrzeigersinn von oben Links: 1. Biene in der Blüte einer Weigelie?!? 2. Bienen lieben Schnittlauch =D 3. Biene auf weißem Klee 4. Biene in einer Sonnenblume 5. Viele Bienen in einer Kürbisblüte 6. Nochmal eine Biene in einer Sonnenblume.


9 Kommentare:

  1. Wow! Bin gerade völlig geplättet, von den vielen Informationen. Ich muss gestehen, dass ich mich vorher nie wirklich mit der Bienenhaltung bzw. Honiggewinnung auseinandergesetzt habe. Klingt alles sehr spannend!

    Wir säen und pflanzen jedes Jahr Unmengen von Blumen und Kräutern, die Bienen mögen und anlocken sollen, damit alles im Garten bestäubt wird. Links und rechts von uns wird so häufig gespritzt, dass sich alle Bienen und Hummeln immer bei uns tummeln. Was uns sehr freut, auch wenn Herr C. hochallergisch auf Bienenstiche ist. :-(

    Ganz liebe Grüsse

    P.S. Verkaufst du deinen Honig auch?

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    1. Wow! Du hast bis unten durch gehalten? Respekt! =)
      Der Text wurde doch länger als gedacht und dabei fallen mir grad noch ein paar Dinge ein, die ich vergessen habe!
      Sag mal, ist der Text für einen Nicht-Imker verständlich oder bin ich doch schon etwas arg am fachsimpeln?

      Das ist schön, dass ihr extra für Bienen Pflanzen im Garten habt! Ich hab einen Nachbarn, der hat um's Haus einen Steingarten ohne jegliche Pflanze und spritzt das tollste Gift, damit bloß kein Kräutchen durch die Steine kommt. =(
      Solange man die Bienen nicht quetscht, stechen sie nicht. Wenn allerdings viele Bienen den Garten bevölkern, kann das schnell mal passieren. Mit Allergie nicht so schön. Aber wahrscheinlich/vielleicht hat er ein "Notfallset"?

      Ja, ich verkaufe meinen Honig auch. (Ich ess zwar viel Honig, aber 70kg bekomm ich in einem Jahr dann doch nicht weg =D )
      Momentan hab ich noch Linden-, Frühjahrsblüten- und Sommerhonig. Im Sommerhonig sind Blüte und Wald, dieses Jahr allerdings eher wenig Wald. ;-)

      Ich wünsch Dir einen guten Start ins Wochenende,
      liebe Grüße,
      Sarah =)

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    2. Nö, ich finde den Text auch für Laien gut verständlich.

      Ja, er hat ein Notfallset. Eigentlich sogar zwei. Eines zu Hause und eines im Garten. Theoretisch. Denn er schafft es immer wieder, mindestens eines davon bei Freunden/Verwandten liegen zu lassen und ist dann zu beschäftigt, um ein neues zu kaufen. Wird garantiert lustig, wenn er mal gestochen wird. *soifz*

      Wenn du mir jetzt noch verrätst, wo ich deinen Honig erwerben kann, hast du glatt eine neue Kundin. :-)

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    3. Da ich noch recht heftig auf das Bienengift reagiere (es wird schon weniger) und ich es vergangenen Sommer geschafft habe zwei mal ins Gesicht gestochen zu werden und auszusehen wie Quasimodo, hab ich eine ganz abgeschwächte Form von einem Notfallset.

      Hmm, entweder direkt bei mir daheim oder, was wahrscheinlich praktischer für Dich ist, bei meiner Arbeit. Ich kuck grad mal, ob ich auf Deiner Seite eine E-Mail-Adresse find und schreib Dir mal. =)

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    4. *hüstel* schreib Du mir mal, wenn Du magst an: sarahskleinergarten@gmail.com ;-)
      Hab bei Dir grad entdeckt, dass Du Deine Mail-Adresse entfernt hast. =)

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  2. Daaankeschn für diesen Post!! Und ja, ich kann verstehen, wenn das andere langweilt, mich interessiert es allerdings brennend, ich will ja im kommenden Jahr nun auch endlich anfangen. Und 30 Kilo??? Weia, was hast Du denn damit gemacht? :D
    Was ich super toll finden würde, wenn Du mir ein paar konkrete Tipps für Pflanzen geben könntest. du meintest zum Schluss, Du hättest im Garten noch einiges bienenfreundliches gepflanzt. Da habe ich mich noch nicht eingelesen und letztes Jahr nur sporadisch Mischungen gestreut, die mit "bienenfreundlich" markiert waren, die sind aber alle nix geworden.
    Vielleicht machen wir einen "Imkertag" im Monat, wo wir gegenseitig unsere Erfahrungen verbloggen? ;) Nein, also bitte nichts Festes, aber ab und an so ein Post von Dir, das würde mich schon freuen. Im Januar frage ich den Verein, wann die Kurse starten, und dann hoffe ich nur, dass die Gemeinde mir ein kleines Stückchen Land neben unserem Grundstück verpachtet, denn leider ist unser Garten ein bisschen zu klein, die Bienen müssten derzeit genau vor der Haustür stehen, was so semioptimal ist. ;)

    Ganz liebe Grüße und schöne Feiertage
    /inka

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    1. Hallo Inka,
      dass Dich das Thema interessiert, hatte ich schon erwartet. ;-)
      Ich hab momentan im Kopf, nächstes Jahr, weniger lehrreich, sondern eher meine Erfahrungen zu bestimmten Themen und Tätigkeiten festzuhalten. Auf Deine Erfahrungen wäre ich natürlich auch sehr gespannt! =)
      Öhm, naja, 30kg Lindenhonig, insgesamt aber 70kg Honig. Mehr als ich jemals erwartet hätte. Ich selbst ess zwar viel, der Verkauf läuft bisher aber auch nicht schlecht.

      Solche Bienen-Mischungen hatte ich auch schon, allerdings keimt bei mir auch so gut wie gar nichts. =D
      Gepflanzt hab ich zusätzlich Salbei, Lavendel und Katzenminze. Da im Frühjahr wenig blüht, hab ich Krokusse, Blausternchen, Schneeglöckchen und Winterlinge gesteckt. Ansonsten steht hier eine Haselnuss, die allerdings nur Pollen, keinen Nektar hat. Auf einem Spaziergang hab ich Zweige von Weidenkätzchen mitgebracht und im Garten in den Boden gesteckt. Bei dem milden Winter sollten sie eigentlich gut wurzeln. Die Blüten haben dann viel Nektar und Pollen im Frühjahr.
      Phacelia, auch Bienenfreund genannt, hab ich gesät.
      Hier noch ein paar Pflanzen, die ich schon hatte und bei den Bienen sehr begehrt war: Sonnenblumen, blühender Schnittlauch und Lauch, Thymian, Majoran, Berg-Bohnenkraut!, Sonnenblumen, Königskerzen, Mohn, ...
      Das wäre mal ein eigener Post wert. ;-)
      Eine Seite die ich Dir dazu und auch ganz allgemein empfehlen kann: http://www.die-honigmacher.de/ (auf Bienenweide klicken)

      Jaa, vor der Haustür ist nicht ganz soooo praktisch. =D
      Ich drück Dir die Daumen, dass es mit dem Grundstück klappt! =)

      Dir noch eine wunderschöne Zeit in Südafrika und schöne Feiertage! =)

      Liebe Grüße,
      Sarah =)

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  3. Wow. Als Bienenfan habe ich den Text natürlich auch komplett gelesen - und hätte auch locker noch mehr vertragen. ;)

    Ist ja spannend, dass die Bienen logistisch so gut planen, dass sie in Phasen mit viel Nektar einfach alles schnell, schnell, schnell herholen - und dann später umbauen. Dann, wenn mehr Zeit ist. Ich finde es immer wieder erstaunlich, wie schlau Bienen sind.

    Das Kürbisblüten-Bild ist toll. Sehr süß, wie sie dort alle einen Tropfen abbekommen wollen. ;)

    Ich drücke dir und deinen Bienen die Daumen, dass ihr gut über den Winter kommt! <3

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    1. Scheint es recht selten zu geben. In vergangenen Jahr hatte die Imker in unserem Verein fast alle dieses Phänomen.

      Danke Dir! Bei den momentanen Temperaturen mach ich mir ja fast ein bisschen Sorgen um meine etwas schwachen Ableger.

      Viele Grüße,
      Sarah =)

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